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Zum Anklamer Denkmal für Otto und Gustav Lilienthal

Künstler: Eckhard Herrmann, Eberswalde, übergeben im Rahmen der 750-Jahrfeier der Stadt.

zur Enthüllung am 15. 8. 2014:

Ein Denkmal für Lilienthal – nicht das erste in Anklam und doch etwas Neues und ganz Besonderes – ein Denkmal für die Brüder Otto und Gustav Lilienthal. Für Gustav ist es (fast) das erste. 1945 allerdings hat man ihm im zerbombten Berlin bereits einen Gedenkstein gesetzt, in der Siedlungsgenossenschaft „Freie Scholle“ in Berlin-Tegel, deren Gründer er war, und die noch heute existiert.

foto1945 war ein Jahr, in dem Deutschland neue Visionen suchte und sich schmerzlich an vergessene erinnerte. Und Visionäre waren die Brüder Lilienthal, wie wenige andere, ihr ganzes Leben lang. Und als Visionäre waren sie ein unzertrennliches Paar. Die Visionen – die keine Utopien waren – die sie mit ihren Ideen verbanden, einten sie vielleicht mehr als die Ideen selbst, Visionen die Wahrheit wurden oder auch scheiterten, oder auch nur bisher scheiterten. Mit dem Denkmal für die Techniker, Humanisten und Visionäre Otto und Gustav Lilienthal setzt die Stadt erstmals den Brüdern ein gemeinsames Denkmal.

Schon 1910 war Anklam führend, als der Magistrat der Stadt Otto Lilienthal an dessen Geburtshaus ehrte. 1914 erst folgte Berlin und dann, 1932 mit einer Denkmalanlage internationaler Dimension. Die Lebenswege der Brüder waren so verwoben, dass die gemeinsame Nennung beider gerade in deren Geburtsstadt berechtigt ist. In vielen Projekten Otto Lilienthals findet sich die Inspiration durch seinen Bruder und noch 35 Jahre nach Otto Lilienthals Tod lebt sein Geist in den Projekten Gustav Lilienthals.

Otto Lilienthals Name ging mit dem Flugzeug um die Welt. Noch 35 Jahre nach Ottos Tod stand Gustav in seinem Schatten. Wie vereint man Steinbaukästen und Pazifismus, Obdachlosen-Baracken und Volkstheater, Sozialismus, trasportable Häuser, Tudor-Villen und Genossenschaftswesen? 1999 hat das Anklamer Museum zum 150. Geburtstag Gustav Lilienthals eine Ausstellung ausgerichtet und ihr den Titel „Die Freiheit die ich meine“ gegeben. Dazu gehörte das „Fliegen, frei wie ein Vogel“, die Freiheit von Krieg und Gewalt, die Freiheit von sozialer Not ebenso wie die freie Entfaltung von Geist und Kreativität der Kinder für eine soziale und humane Welt.

Otto Lilienthals Bedeutung ist weltweit unbestritten. "Die Welt steht tief in seiner Schuld", schrieb der US-Amerkaner W. Wright 1912. Nach 120 Jahren Luftfahrt ist es aber gerade der gemeinsame Geist der Lilienthals, aus dem diese wie andere Erfindungen entstanden, der ebenso unverwirklicht wie denkmalwürdig ist: "Der freie unbeschränkte Flug des Menschen", so meinten die Lilienthals, "wird die Völker in geistigem Austausch, Handel und ewigem Frieden vereinen."

Bernd Lukasch